Julia Lehmann trifft die Staatsministerin für Digitalisierung in Schliersee
In der Destillerie Lantenhammer ging es am 1. Oktober 2018 um das Thema: “Sind wir bereit für eine digitalisierte Welt.” Deutschland galt Jahrzehnte lang als Vorreiter der industriellen Innovation, im Bereich der Digitalisierung schneidet das Land der Tüftler und Denker allerdings nur mittelmäßig ab.
Herausforderungen der Digitalisierung in Deutschland
Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Jahr 2017 rangiert Deutschland auf Platz 29 von 34 Industrieländern bezüglich schneller Internetverbindungen. Japan und Südkorea sind führend. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Behebung der digitalen Defizite in Deutschland zu einer Priorität für ihre vierte Amtszeit erklärt: “Unser zukünftiger Wohlstand hängt davon ab.”
In Interviews erläuterten Firmenchefs und leitende politische Entscheidungsträger das Ausmaß der Herausforderung, der sich die Regierung gegenüber sieht, und erklären, warum deutsche Firmen die Digitaltechnologie nur langsam nutzen, um Daten zu speichern oder gemeinsam nutzen und Arbeitsabläufe zu optimieren.
Der Mangel an Highspeed-Internet sei eine Barriere, sagen sie. Als andere Argumente gelten die Ineffizienz in der Politik und die Zurückhaltung kleiner und mittlerer Unternehmen, Deutschlands “Mittelstand”darin, neue Arbeitsweisen anzunehmen. Hinzu kommt, dass jahrelange Überwachung durch die Nazis und später durch Kommunisten viele Deutsche misstrauisch gegenüber dem Datenaustausch gemacht haben.
Sind das Gründe, weshalb eine der mächtigsten Nationen der EU in diesem Bereich so hinterher hängt? In den USA wird der Begriff “German Angst” wortwörtlich übernommen.
Chancen der Digitalisierung
Man muss die Sorgen der Bürger ernst nehmen, sagt die Staatsministerin Dorothee Bär. “Dennoch steht Deutschland technisch längst nicht so schlecht dar, wie uns ist uns Öffentlichkeit und Medien oft glauben lassen. Aber es ist selbstverständlich immer möglich ist, sich zu optimieren.”
Neue datenbasierte Technologien verbessern den Alltag des Einzelnen, sie stiften Nutzen für Wirtschaft, Wissenschaft und die Gesellschaft als Ganzes. Ihr Einsatz wirft aber auch Fragen auf: Was verändert sich durch deren Einsatz im Leben der Bürgerinnen und Bürger, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft als Ganzes? Welche Rolle wollen wir den neuen Technologien in der Zukunft zukommen lassen?
Unsere hohen Datenschutzanforderungen fördern einen ethischen Umgang mit Daten. Deutschland könnte Voreiter im Bereich Datenethik werden und als Vorbild für andere Länder fungieren. Es wäre damit auch ein Land für Unternehmen, die mir besonders sensiblen Daten arbeiten.
Sie Staatsministerin findet, dass in Deutschland viel zu viel über die Probleme der Digitalisierung gesprochen wird und zu wenig über die Chancen. “Deutschland ist weltweit bekannt für seine großartige Leistung bei der Grundlagenforschung für Künstliche Intelligenz” sagt Frau Bär. Nur leider würde über diese Erfolge viel zu wenig gesprochen. Auch im Bereich Autonomes Fahren entwickeln sich die deutschen Automobilbauer kontinuierlich weiter. Mit Lilium wurde das erste 36motoriges elektrisch angetriebenes VTOL-Flugzeug direkt in München entwickelt und konnte chinesische Investoren begeistern.
Auch wenn Deutschland im Gegensatz zu den USA und China die ersten Schritte der Digitalisierung ein wenig verschlafen hat, gibt es neue Chancen im Zeitalter der vernetzen Geräte. Durch die Industrie 4.0 können das Know-How des deutschen Maschinenbaus mit moderner Software verknüpft und vollkommen neue Geschäftsmodelle erstellt werden. Bei der Digitalisierung der industriellen Produktion wird Deutschland sicherlich noch viel von sich hören lassen und hoffentlich eine führende Produktion einnehmen. Die Staatsministerin sagt dazu: “Die Zukunft ist digital”, deshalb müssen wir für die Digitalisierung bereit sein.
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